Stefan Lang verstorben

08.03.2024 10:02

Er war ein Grünbühler der ersten Stunde und gehörte zu den Männern, an die ich mich nur im blauen Arbeitskittel erinnere, weil sie nach Feierabend immer was "zu schaffen" hatten oder regelmäßig samstagnachmittags auf der Straße das Auto putzten. Geschafft hat er immer, viel beim und für den TSV, der seine zweite Heimat war.

Die Langs wohnten wie wir in der Neißestraße 8, sie Parterre links, wir rechts.

Für mich, damals ein sogenanntes Schlüsselkind, war er "Onkel Stefan", und sobald ich ihn erblickte, rannte ich in meinen kurzen Lederhosen umgehend hinterher, weil er immer interessante Sachen machte. Im Keller hatte er eine gut ausgerüstete Werkstatt für allerlei Arbeiten. Es war hochspannend, ihm dabei zuzuschauen. Gelegentlich durfte ich sogar einen Meißel in die Hand nehmen und ein bisschen an einem Holzstückchen arbeiten. Aber das Interessanteste war sein Fernsehapparat ! Und verführerisch nah ! Aus der Türe raus, gegenüber klingeln und so lange stehen bleiben, bis man reingelassen wurde. Gebannt saßen wir dann alle da und schauten "Fury", "Rintintin", "Ivanhoe" oder "Die 3 Musketiere" im Werbefernsehen. Zum Abendessen sollte ich dann wieder zuhause sein, aß aber oft noch bei Langs mit. Dass Töchterchen Veronika meine bevorzugte Spielkameradin war, muss ich hier wohl nicht genauer ausführen. Details können auf unzähligen Schwarz-Weiß Bildern betrachtet werden.

Nach einigen Jahren zog es die Langs dann leider weg, aber nicht weit, in die Oderstraße 20. Den Fernseher nahmen sie mit und ich musste meine Erziehungsberechtigten lange überreden, alleine dorthin zu dürfen. Speziell am 5.Mai 1966 zur Live-Übertragung, als Borussia Dortmund im Hampden Park in Glasgow das Endspiel im Europacup der Pokalsieger 2:1 nach Verlängerung gewann. Ich kam natürlich später als vereinbart nach Hause, und es gab Ärger.

Stefan Lang leistete nicht nur viel Handarbeit für den TSV, er kickte auch in der AH, mit bekannten Größen wir Lörzer, Fochler, Brutschin, Bürkle, Cymbalista. Auf diesem Foto aus den Anfangsjahren der 1960er sehen wir ihn stehend ganz rechts.

Natürlich folgte ich ihm auch auf den Sportplatz, damals noch der schöne, alte Grünbühler Rasenplatz. Fast zu jedem AH-Training und selbstverständlich zum Spiel. Und natürlich sah Stefan Lang auch mein erstes Spiel in der D-Jugend ! Danach wollte ich sofort wieder aufhören, aber er überredete mich, dabei zu bleiben.

Die AH war schon damals recht reiselustig und ihre Ausflüge sorgten für Gesprächsstoff im Verein. Natürlich war Stefan Lang auch dabei.

Hier sehen wir ihn ganz links mit seiner Frau Erna kurz vor einem weiteren Ausflug.

Wie viele Grünbühler hatten auch die Langs das Ziel, Eigentum zu schaffen, um aus der "Siedlung" rauszukommen. Das gelang dem fleißigen Schaffer natürlich und eines Tages verschwand die Familie in ein Eigenheim in Oberstenfeld. Dort habe ich Stefan Lang anlässlich eines Auswärtsspiels unseres TSV einmal überraschend besucht. Leider viel zu spät und nur dieses eine Mal. Daß es das erste und letzte Mal sein würde, ahnte ich damals nicht. Nun ist Stefan Lang wenige Wochen vor seinem 96. Geburtstag verstorben.

(Charles B. Jakob, ehem. Nachbar)

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Aktualisierung:07.05.2024